interview

Der Inspector83x sieht alles: KI im Einsatz der industriellen Bildverarbeitung

Künstliche Intelligenz (KI) verändert nicht nur die industrielle Produktion zu ihrem Vorteil. Vielmehr präsentiert sie mit ihrer Vielfältigkeit neue Möglichkeiten. Gleichzeitig werden sich Jobprofile verändern. Im industriellen Bereich der Bildverarbeitung kann KI vor allem auch in Hinblick auf Geschwindigkeit neue Dimensionen erreichen, die mit menschlichem Einsatz kaum zu meistern wären. Sick präsentiert hierzu eine Innovation: den Inspector83x – ein technisches Meisterstück seiner Art. Im Gespräch mit dem Sick Österreich Geschäftsführer DI (FH) Christoph Ungersböck gab es einen Einblick in die Raffinessen des neuen 2D-Vision-Sensors. Im dazugehörigen Videocast erfahren Sie Details.

„Die neue auf KI, Sensor- und Kameratechnik basierte Lösung in Form des Inspector83x soll Anwender dabei unterstützen, bei hohem Fertigungstempo die Qualitätskontrolle von Produkten zu optimieren.“ DI (FH) Christoph Ungersböck, Geschäftsführer bei Sick Österreich.

„Die neue auf KI, Sensor- und Kameratechnik basierte Lösung in Form des Inspector83x soll Anwender dabei unterstützen, bei hohem Fertigungstempo die Qualitätskontrolle von Produkten zu optimieren.“ DI (FH) Christoph Ungersböck, Geschäftsführer bei Sick Österreich.

Herr Ungersböck, wir sprechen heute über ein besonders spannendes Thema, das derzeit nicht nur im industriellen Bereich in aller Munde ist: KI – Künstliche Intelligenz. KI hat grundsätzlich nichts mit menschlicher Intelligenz zu tun, sondern übernimmt die sogenannte Datenfleißarbeit und wertet die vorhandenen, gewonnenen Datenmengen aus. Das bedeutet, sie ergänzt im laufenden Betrieb und übernimmt Aufgaben, um die den Menschen zu entlasten. Kann man sagen, dass sich KI zum neuen smarten Kollegen entwickelt?

Im Bereich der industriellen Bildverarbeitung bietet Sick seit Kurzem eine neue, smarte Lösung an: den Inspector83x.

Im Bereich der industriellen Bildverarbeitung bietet Sick seit Kurzem eine neue, smarte Lösung an: den Inspector83x.

Der Inspector83x ist eine 2D-Kamera, die mit einer KI-Software ausgestattet ist. Sie ist sehr einfach in der Anwendung und es sind keine tiefgehenden Programmierkenntnisse notwendig. Ausgeruchtet ist die Kamera etwa auf Geschwindigkeit.

Der Inspector83x ist eine 2D-Kamera, die mit einer KI-Software ausgestattet ist. Sie ist sehr einfach in der Anwendung und es sind keine tiefgehenden Programmierkenntnisse notwendig. Ausgeruchtet ist die Kamera etwa auf Geschwindigkeit.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich der industriellen Bildverarbeitung ist mit dem Inspector83x möglich.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich der industriellen Bildverarbeitung ist mit dem Inspector83x möglich.

Die neue Sick-Kamera ist auch im Bereich der Lebensmittelindustrie einsetzbar.

Die neue Sick-Kamera ist auch im Bereich der Lebensmittelindustrie einsetzbar.

Sick präsentierte in einer Demoanwendung die herausragenden Eigenschaften des Inspector83x. (Bild: x-technik)

Sick präsentierte in einer Demoanwendung die herausragenden Eigenschaften des Inspector83x. (Bild: x-technik)

Der Inspector83x zeichnet sich durch eine Auflösung von bis zu fünf Megapixel und einer integrierten Beleuchtung als ein praxisnahes Komplettprodukt aus. Dank seiner leistungsstarken Vierkern-CPU und der Highspeed-Datenübertragung über Industrienetzwerke kann der Sensor KI-Inspektionen direkt auf dem Gerät ausführen. (Bild: x-technik)

Der Inspector83x zeichnet sich durch eine Auflösung von bis zu fünf Megapixel und einer integrierten Beleuchtung als ein praxisnahes Komplettprodukt aus. Dank seiner leistungsstarken Vierkern-CPU und der Highspeed-Datenübertragung über Industrienetzwerke kann der Sensor KI-Inspektionen direkt auf dem Gerät ausführen. (Bild: x-technik)

Die Kamera erkennt etwa in der Anwendung, ob ein Löffel auf einer Verpackung fehlt oder fehlerhaft ist. (Bild: x-technik)

Die Kamera erkennt etwa in der Anwendung, ob ein Löffel auf einer Verpackung fehlt oder fehlerhaft ist. (Bild: x-technik)

KI ist derzeit DAS Thema, welches – nicht nur im industriellen Bereich – diskutiert wird. Das ist richtig. Ich persönlich denke, dass wenn man KI gezielt einsetzt, dieses Tool eine sinnvolle Unterstützung im laufenden Betrieb mit sehr viel Mehrwert sein kann. Es gibt grundsätzlich zahlreiche Möglichkeiten, KI nutzbar zu machen – etwa für Klassifizierungen oder auch für Mustererkennungen und vieles mehr. Je nach Betätigungsfeld ist die Chance gegeben, den Menschen in gewissen Arbeitsbereichen zu ergänzen. Als kompletten Ersatz der menschlichen Arbeitskraft sehe ich KI keinesfalls.

Weshalb bleiben Ihrer Ansicht nach Menschen neben der KI als Arbeitskraft bestehen?

Ganz einfach: Themen wie Kreativität, handwerkliches Geschick, vielschichtiges Denken und vieles mehr bleiben dem Menschen trotzdem „vorbehalten“ – es sind menschliche Eigenschaften. Aus meiner Sicht gibt es sehr viele Möglichkeiten, durch das Thema KI einen Mehrwert zu erzielen. Daher definiere ich KI auch eher als „smartes Tool“, weniger als Kollegen oder Kollegin. Für diese Eigenschaft fehlt der KI die soziale Komponente.

Es gibt bereits Fabriken, die sich über eine menschenleere Produktion auszeichnen. Wenn KI innerhalb der Industrie weiter Einzug hält, könnte man doch davon ausgehen, dass hier der Mensch „unbrauchbar“ wird – auch aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels wäre es eine Chance, dem entgegenzuwirken. Wie stehen Sie zu dieser Annahme?

KI ist für mich als Techniker der nächste logische Schritt. Ich empfinde die Entwicklungen ähnlich, wie sie innerhalb der Automatisierungstechnik passieren. Hier wurden auch viele Schritte von technischen Innovationen übernommen, die früher Menschen ausgeführt haben – und das ist gut so. Es kann nicht sein, dass Menschen für einfache, repetitive, gar eintönige Aufgaben auf Dauer eingesetzt werden. Dafür muss es ein Tool geben, das diese Aufgaben übernimmt, so dass der Mensch mit seinen Fähigkeiten für andere Arbeiten genutzt werden kann. Hier kommt KI ins Spiel. Wie eingangs erwähnt, KI ist der nächste, logische Schritt. Sie wird sicher auch die Möglichkeit der menschenleeren Produktion fördern – keine Frage – aber ausschließlich dort, wo es möglich ist und Sinn macht.

Sind die unterschiedlichen Entwicklungen bezüglich des KI-Einsatzes auch in gewisser Weise branchenabhängig und gibt es Länder, wo man sorgloser mit ihren Möglichkeiten umgeht?

Je nachdem, wie die Regulierungen ausfallen, gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit mehr oder weniger Möglichkeiten, je nach Land. In Europa ist es so, dass sehr viele Regulierungen in Bezug auf KI passieren – zu Recht. Man muss sich mit der Materie auseinandersetzen und auch klare Abgrenzungen schaffen. Branchenabhängig wird sicher die Intensität des Einsatzes passieren. Manche Branchen wie die Food & Beverage-Industrie profitieren ganz eindeutig durch KI-Maßnahmen. Das sehen wir auch schon bei einigen Kundenanwendungen.

Spüren Sie in Kundengesprächen ein oft zögerliches Verhalten gegenüber dem KI-Einsatz? KI ist schlussendlich ein Tool – und zwar ein nützliches –, um bei Ihren Worten zu bleiben. Es unterstützt die Betriebe und hat in Folge einen Mehrwert. Weshalb die andauernde Skepsis?

Nützlich oder nicht, die Skepsis ist nachvollziehbar und menschlich. Dinge zu beleuchten oder zu hinterfragen ist keine schlechte Eigenschaft von Unternehmen und Unternehmern. Es gibt zum einen eher experimentierfreudige Betriebe und die, die weniger experimentierfreudig agieren. Beides hat seine Daseinsberechtigung. Eines darf man nicht vergessen: Es geht bei dieser Diskussion immer um Arbeitsplätze. Sich im Vorfeld genauestens zu überlegen, wo der Einsatz von KI wirklich Sinn macht und wo weniger ist eine logische und menschliche Herangehensweise. Immerhin „liefert“ man sich dem Ganzen schließlich übertrieben formuliert aus und muss alle Für und Wider genauestens abwägen. KI ergänzt Arbeitsweisen und ersetzt aber auch manche Arbeitsplätze, ebenso schafft sie neue Aufgaben und Positionen. So muss sich ein Unternehmen genau überlegen, wie es seine Arbeitsabläufe neu definiert. Das geht nicht von heute auf morgen.

Das heißt, Aufklärung ist ein wichtiger Punkt?

Ja, das sehe ich exakt so.

Ähnliche Entwicklungen gab es auch bei der Einführung von Industrie 4.0 bzw. den ersten Schritten der Digitalisierung vor zehn Jahren. Es wiederholt sich.

Das ist richtig. Alles, was einmal digitalisiert ist, kann entsprechend für weitere Schritte verwendet und weiterverarbeitet werden. KI setzt dann darauf auf, diese digital vorhandenen Daten zu Informationen weiterzuverarbeiten und sinnvoll nutzbar zu machen.

Anfang des Jahres sprach ich mit dem Experten für industrielle Bildverarbeitung bei Sick Österreich, Rene Klausrigler, bereits über das Thema KI. Wir hatten einen Demonstrationskoffer in unserem Gespräch vorliegen, anhand dessen Kunden die Anwendung von KI in Kamerasystemen besser veranschaulicht werden kann. Heute haben wir in unserem Gespräch ebenfalls ein Demonstrationsobjekt bei uns stehen. Welche Vorteile haben Praxisbeispiele bzw. Demoobjekte?

Hier sehe ich einen ganz klaren Vorteil: Speziell in technischen Bereichen ist es doch so, dass „wir“ Techniker gerne die Dinge angreifen, um sie zu verstehen (lacht). Wir möchten Bilder zu den Applikationen gezeigt bekommen bzw. zu den Lösungen. Wir möchten mit eigenen Augen sehen, wie etwas funktioniert, im Vorfeld schon ein bisschen ausprobieren, was geht und was nicht geht. Dinge sollten wenn möglich immer greifbar veranschaulicht werden, denn das nimmt Hürden und erleichtert den Einstieg.

Wie ich vernehme, gibt es etwas Neues aus dem Hause Sick. Um was geht es bzw. was wird heute demonstriert?

Wir haben tatsächlich eine Neuheit vorzustellen. Im Bereich der industriellen Bildverarbeitung bieten wir seit Kurzem eine neue, smarte Lösung an: den Inspector83x. Diese 2D-Kamera ist mit einer KI-Software ausgestattet. Sie ist sehr einfach in der Anwendung und es sind keine tiefgehenden Programmierkenntnisse notwendig. Das gilt auch für das Anlernen neuer Produktmuster im Betrieb – Bediener ohne spezielle Qualifikationen können sie problemlos hinzufügen. Der Kamera werden die Muster unter Produktionsbedingungen präsentiert. Anschließend wird die Inspektion trainiert und ausgeführt. Bereits fünf Muster sind ausreichend – und schon geht’s los.

Was genau sind die Stärken des Inspectors83x?

Der Inspector83x zeichnet sich durch eine Auflösung von bis zu fünf Megapixel und einer integrierten Beleuchtung als ein praxisnahes Komplettprodukt aus. Dank seiner leistungsstarken Vierkern-CPU und der Highspeed-Datenübertragung über Industrienetzwerke kann der Sensor KI-Inspektionen direkt auf dem Gerät ausführen. Dabei erreicht er signifikant höhere Geschwindigkeiten als seine Vorgänger.

Ein Leitspruch von Sick lautet: „as easy as possible“. Sprich, es wird natürlich von den Anwendern keine große Kenntnis erwartet. Erfüllt der Inspector83x diesen Anspruch?

Das stimmt. Was nützt eine Lösung, die intensive Kenntnisse, etwa in der Programmierung, voraussetzt, und dann den Anforderungen der Unternehmen nicht entspricht, weil keine Mitarbeiter mit entsprechenden Kenntnissen im Betrieb sind? Niemand wird sich erst Monate oder Jahre mit einem Produkt auseinandersetzen, die Lösung muss einfach sein und schnell einsetzbar.

Nun haben wir intensiv die Vorteile von KI im Einsatz besprochen. Sick bietet mit dem Inspector83x eine Neuerung an und berät darüber hinaus intensiv zum Thema. Woran liegt dennoch das zu spürende zögerliche Verhalten der Unternehmen? Sind viele investitionsmüde?

Erfahrungsgemäß würde ich sagen, dass es in Österreich oft noch der Fall ist, dass man ganz nach dem Motto „Schau ma mal“ agiert und Investitionen mit Bedacht tätigt. Einige sind dennoch neugierig, was neueste Techniken anbelangt und möchten diese auch gleich einsetzen und sehen, was sie können.

Dauern Investitionen von Unternehmerseite aus Ihrer Meinung nach zu lange oder können Sie die abwartende Haltung nachvollziehen?

Das zögerliche Verhalten ist sehr gut nachvollziehbar, denn wie bereits erwähnt, bedarf es oft auch einer Neustrukturierung im Betrieb, wenn KI-Methoden Einzug halten. Schließlich muss man sich als Unternehmer die Frage stellen, was mache ich mit meinen Mitarbeitern, welche „neuen“ Aufgaben und Verantwortungen erhalten sie durch den Invest und macht dies Sinn. Aktuell ist die Informationsflut an Themen, die mit KI zu tun haben, enorm groß. Deshalb führen wir mit unseren Kunden intensive Gespräche und gehen unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten gemeinsam Schritt für Schritt durch.

Gibt es auch Fälle, wo man mit Kunden zusammensitzt und dann zu dem Ergebnis kommt, die Lösung oder das Portfolio an Möglichkeiten passt einfach nicht? Sprich: Die Applikation passt nicht zur Lösung.

Die kann es auch geben. Man muss sich eben die Frage stellen, was tue ich „damit“? Bringt die Lösung einen Mehrwert oder ist es für mich noch mehr Aufwand als zuvor? Hier muss man einfach von Fall zu Fall entscheiden. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass ich als Endanwender nicht allein mit dem Problem bin, sondern jemanden habe, der/die mir auch sagt, ob und was es bringt.

Zusammengefasst würden Sie jedoch schon sagen, dass KI für die Industrie auf jeden Fall ein Bonus-Tool sein kann. Der einzelne Applikationsfall jedoch entscheidend für die Investition ist.

Das würde ich so unterstreichen. Wir bei Sick stehen wie gesagt für intensive Beratungen und Demonstrationen zur Verfügung.

Abschließend eine provokante Frage: Werden wir uns in zehn Jahren weiterhin persönlich austauschen oder übernimmt unsere Aufgaben dann eine KI?

Meinem Gefühl nach wird KI in vielen Bereichen Einzug halten und uns in vielen Themenbereichen unterstützen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass uns als Mensch alle Aufgaben abgenommen werden. Es liegt an uns klar zu definieren, in welchen Bereichen man sie gezielt brauchen wird und wo KI unterstützt. Von daher gehe ich stark davon aus, dass wir uns auch in zehn Jahren noch miteinander treffen werden, um über neue Technologien, vielleicht auch über weitere Steps der KI, zu unterhalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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